Patienteninformation zu klimabewussten Umgang mit inhalativen Arzneimitteln

Liebe Patientinnen und liebe Patienten!

Sie nehmen aufgrund Ihrer Atemwegserkrankung (Asthma bronchiale/ COPD) ein Medikament zur Inhalation ein. Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Anwendungssystem (Inhalations-systeme), in denen die benötigten Wirkstoffe zur Behandlung Ihrer Erkrankung enthalten sind:

  1. Dosieraerosole (DA) werden an den Mund angesetzt. Durch Druck auf den Auslöser wird bei gleichzeitiger Einatmung der Wirkstoff mit einem Treibmittel freigesetzt. Das Treibmittel hilft mit, den Wirkstoff in Ihre Atemwege zu befördern.
  2. Pulverinhalatoren (DPI =Dry Powder Inhaler) werden ebenfalls mit dem Mund umschlossen. Die Inhalation erfolgt durch eine schnelle und kräftige Einatmung des Patienten, dass heißt, der Wirkstoff wird allein durch den schnellen und kräftigen Atemzug in Ihre Atemwege befördert.

Die Wirkung beider Systeme ist bei gleichen Inhaltsstoffen grundsätzlich gleich gut. Wussten Sie jedoch, dass Dosieraerosole deutlich klimaschädlicher sind als Pulverinhalatoren? Die Treibmittel der Dosieraerosole sind sogenannte fluorierte Fluorkohlenstoffe (Norfluran oder Apafluran), die einen bis zu 1400-mal stärkeren Treibhauseffekt (Norfluran) als Kohlendioxid (CO2) besitzen, im Falle von Apafluran sogar einen bis zu 3300-mal stärkeren Effekt.  Sie verbleiben zum Teil über hundert Jahre in der Atmosphäre und tragen mit 2% weltweit etwa so viel wie der internationale Luftverkehr zum Treibhauseffekt und damit zum Klimawandel bei.

Zum Vergleich: Bei einem Kurzstreckenflug (1000 km) entstehen ungefähr 210 kg CO2. Mit dem Wechsel von einem Dosieraerosol auf einen Pulverinhalator können pro Jahr ca. 450 kg CO2 eingespart werden.  Die CO2 Emissionen eines einzigen Dosieraerosols entspricht der Klimaschädlichkeit einer Autofahrt auf einer Strecke von 160-290km, bei einem Pulverinhalator lediglich von 6-9km. Oder noch deutlicher: 1 einziges Dosieraerosol hat die gleiche CO2 Bilanz wie 24 Pulverinhalatoren! In Deutschland werden im ambulanten Bereich knapp 6 Millionen Tagesdosierungen von Dosieraerosolen verordnet. Hier kann eine enorme Menge an Treibmitteln eingespart werden!

Wir bitten Sie daher bei der Benutzung Ihres Inhalators unbedingt Folgendes zu beachten:

  • Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt/ Ihrer Hausärztin oder Lungenfacharzt/ Lungenfachärztin, ob Sie für einen Wechsel auf einen Pulverinhalator infrage kommen. Dosieraerosole sollten (wenn möglich) nur als Notfallmedikament, bei kleinen Kindern, bei älteren Menschen oder wenn eine aktive Einatmung aus gesundheitlichen Gründen nicht in ausreichendem Maße möglich ist, verordnet werden.
  • Wenn Sie in der Lage sind einen tiefen Atemzug über 2-3 Sekunden oder einen längeren Atemzug über 4-5 Sekunden durchzuführen, sollten Sie nach Möglichkeit einen Pulverinhalator verwenden, da diese eine deutlich bessere Klimabilanz aufweisen.
  • Sollten Sie ein Dosieraerosol verwenden müssen, dann bitte nur genau nach Anleitung. So erreichen Sie die maximale Wirksamkeit und es entweichen keine Treibgase in die Umgebung.
  • Restentleerte Dosieraerosole können im Landkreis Augsburg über den gelben Sack entsorgt werden, Dosieraerosole mit Restinhalt müssen bitte bei der Problemmüllsammlung abgegeben werden (Auskunft des Abfallwirtschaftsbetriebs Landkreis Augsburg 03/2024).
  • Auf der Homepage der deutschen Atemwegsliga gibt es zu allen Inhalationssystemen, die aktuell in Deutschland auf dem Markt, sind eine Anwendungserklärung als Video. Sie finden diese auf atemwegsliga.de > unter „Inhalieren“ sind verschiedene Videos für Dosieraerosole und Pulverinhalatoren mehrsprachig abrufbar.